Freitag, 16. März 2007

Turm-Palast soll zwei Wohnhochhäusern weichen

16.03.07, FR
Am Eschenheimer Tor werden nur noch bis 2010 Filme gezeigt / Stadt will das Grundstück schon lange vermarkten

Die Tage des Kino-Zentrums Turm-Palast am Eschenheimer Tor sind gezählt. 2010 will der Gebäude-Besitzer den Kino-Betrieb beenden und sich an der Entwicklung von zwei Wohnhochhäusern auf dem Areal beteiligen. Diese Türme sieht der neue Hochhaus-Rahmenplan vor.

Frankfurt - Gert Rieche ist als Immobilien-Fachmann und Hausbesitzer ein eher nüchterner Mensch. Und doch entfährt ihm das Wort "sensationell" angesichts der jüngsten Entwicklung. Der neue Hochhaus-Rahmenplan der Stadt Frankfurt, der jetzt intern der schwarz-grünen Römer-Koalition vorgestellt wurde, sieht vor, dass auf dem Grundstück des Kino-Zentrums Turm-Palast am Eschenheimer Turm zwei Wohnhochhäuser entstehen sollen. Was viele Kinoliebhaber in Frankfurt bedauern werden, ist für Rieche eine gute Nachricht: "Diese Projektentwicklung ist vernünftig - wir werden uns in jedem Fall daran beteiligen."

Rieche ist Sprecher einer Wiesbadener Beteiligungs-Gesellschaft, der das Gebäude aus den 50er Jahren gehört. Das Grundstück ist im Besitz der Stadt Frankfurt. Der Leiter des städtischen Liegenschaftsamtes, Alfred Gangel, drang darauf, dass die Flächen Hochhaus-Standort im neuen Hochhaus-Rahmenplan der Stadt werden. "Wir wollen diese Grundstücke schon länger vermarkten", sagt Gangel und bedankt sich ausdrücklich bei Planer Jochem Jourdan, dem Autoren des Hochhaus-Rahmenplanes.

Insgesamt sind drei städtische Flächen für Hochhäuser vorgesehen: Stiftstraße 32, Katzenpforte 3 und Bleichstraße 55-57. Insgesamt hält die Stadt laut Gangel hier rund 3600 Quadratmeter Fläche.

Außerdem könnten die benachbarten Grundstücke Stiftstraße 36 und Große Eschenheimer Straße 20 in die Projektentwicklung einbezogen werden, die anderen privaten Eigentümern gehören. Rieche besitzt bis zum Jahre 2010 einen Mietvertrag mit der Lübecker Kieft-Gruppe über das Kino-Zentrum. Den Vertrag will er auslaufen lassen.

Die städtische Bauaufsicht will so lange auch den Kino-Betrieb noch dulden, freilich nur, wenn der Eigentümer die bereits begonnene Sanierung fortsetzt, die der Sicherheit und dem Brandschutz dient. Rieche hat hier nach eigenen Worten bereits eine hohe sechsstellige Summe investiert.

Bau- und Wohnungsdezernent Franz Zimmermann (FDP) nannte im Gespräch mit der FR den Bau der Wohnhochhäuser sinnvoll. "Es ist erstaunlich, dass Menschen immer weniger Scheu haben, in Hochhäusern zu wohnen. Dass wir Wohnhochhäuser in der Innenstadt bauen, halte ich für richtig", sagte Zimmermann.

Der FDP-Politiker bekennt sich zu dem Motto: " Menschen rein in die Innenstadt! "Es brauche in der City Leben auch nach Geschäftsschluss." Die Frankfurter Innenstadt sei sehr attraktiv und werde durch das neue Zeil-Einkaufszentrum noch attraktiver werden.

Eröffnung als "Ufa-Palast"


Das Kino-Zentrum am Eschenheimer Turm besitzt eine lange Tradition. 1929 war dort der "Ufa-Palast Groß-Frankfurt" eröffnet worden. Er wurde bei einem Bombenangriffen der Alliierten zerstört. Am 30. März 1950 wurde der neue Turm-Palast eröffnet. Der letzte Umbau des Gebäudes nach dem Entwurf der Architekten Schlempp, Hebebrand und Schweitzer erfolgte Anfang der 80er Jahre. Es kamen damals fünf Kinosäle hinzu.

Der Turm-Palast zeigt heute Originalversionen englischsprachiger und andere fremdsprachiger Filme. Der Kinokomplex Er war bis zum Jahre 2004 auch Veranstaltungsort für das "Fantasy-Filmfest" in Frankfurt, das danach ins Metropolis verlegt wurde. Claus-Jürgen Göpfert

Quelle: Frankfurter Rundschau, 16.03.07