Mittwoch, 12. September 2007

Sturm am Turm


12.09.07, FR
Wie man Frankfurt lieben lernt Am Eschenheimer Tor zeigt sich die Innenstadt in all ihrer Hektik

VON CLAUDIA MICHELS

Halt", möchte man rufen, als Flaneur am Eschenheimer Tor, wo die Lastwagen ein solches Tempo aufnehmen, dass der Asphalt bebt - "halt, hier sind Menschen!" Menschen, die sich meist auf der Flucht befinden: bloß rüberkommen über den Straßenknoten, irgendwie. Schnell und wortlos. Denn an dem historischen Stadttor, da bleibt einem vor Lärm das Wort im Halse stecken. Trotz der ratlosen Blicke versprengter Touristen, die mit den Augen am Eschenheimer Turm Maß nehmen, sich fragend, ob das alles ist.

Die anderen Menschen am Turm sind die, die etwas machen. Die den Bürgersteig auffräsen oder die Hochbeete mit Rindenmulch füllen. Die heißes Wasser über die U-Bahn-Treppen sprühen, Straßen-Sperrgitter abladen oder Schilder aufhängen. Die heute Gerüste abbauen und morgen Gerüste aufbauen. Gefallen sind die Gerüste am Bayer-Haus, das zum "Fleming's-Hotel" wird. Es steht: das Gerüst am Turm-Kino.

Trutzburg im Trubel

Dort haben unsichtbare Hände ein haushohes Werbe-Poster vor die lange Seite des Lichtspieltheaters geknüpft. Der Fassadenmaler, der seit Wochen versucht, auf die schäbige Wand die Front einer mittelalterlichen Trutzburg aufzutragen, versucht dahinter, seinem Auftrag im Liegen nachzukommen. "Sehen Sie was Sie wollen, wann Sie wollen" lockt die T-Home-Werbung von der Kino-Mauer die Frankfurter ins heimische Pantoffel-Kino.

Aber das Turm-Kino ( "free choice seating"), es lebt. "Popcorn Maxi 5,70 Euro", das hört sich doch sehr heutig an. Und das Wirken des Kinos mit den englischsprachigen Filmen, neuerdings in Frage gestellt, weil als Standort für ein Wohn-Hochhaus ausgeguckt, zieht sogar Kreise. Nebenan, in der früheren Videothek, kann man zwei nette Buchhändlerinnen antreffen, die es seit vier Wochen mit einer internationalen Buchhandlung am Chaos-Knoten Eschenheimer Tor versuchen.

Lesestoff gibt's in vier Sprachen, Englisch, Italienisch, Spanisch, Französisch. Und mit den beiden also noch mehr Menschen, die am Turm etwas tun. Zum Beispiel die Stimme erheben: "Die Herren sollten, ehe sie ein Hochhaus planen, erst mal den Eigentümer informieren", findet Buchhändlerin Justine Schmitt. Der nämlich "lebt in Amerika" und "hat gesagt: nee".

Damit sind die beiden, die den geschlossenen Laden von "Sussmann Presse und Buch" an der Katharinenkirche überlebt haben, jetzt mit einem Fünf-Jahres-Vertrag ausgestattet. Und vor allem: selbstständig. Um all den Filmfreunden Lesestoff mitzugeben, die abends von der Stiftstraße bis zum Turm-Kino Schlange stehen, ist der Buch- und Zeitschriften-Laden bis 21 Uhr offen.

Wo Zeitschriften im Regal liegen, wollen manche am Eschenheimer-Turm mehr wissen. Zum Beispiel, wo die Frankfurter Rundschau geblieben ist. "Manche Leute fragen danach", heißt es im Buchladen. Die neuen Eigentümer des verlorenen Stammsitzes der Zeitung an der Großen Eschenheimer Straße 18-20 haben als Erinnerungsstütze freundlicherweise die aufeinander gestapelten Wohn-Container der Arbeiter in Rundschau-Grün gestrichen. Nebenan, an der Stiftstraße, kann man hinter dem Bauzaun schon in den riesigen Beton-Schlund der Tiefgarage blicken.

Langer Atem gefragt

Der "lange Atem zum Durchhalten" ist am Eschenheimer Tor ganz klar gefragt. Martin Roth im Laden von Tisapeh Shoes an der Großen Eschenheimer beweist diese Fähigkeit mit all den italienischen Pumps und Stiefeln. Trotz des Staubs und der schlechten Luft. Gerade in dieser abgelegenen Lage, glaubt Roth, "wird der Laden jeden Tag neu entdeckt". Und ist damit täglich für irgendwelche Flaneure eine freudige Überraschung. Wie der Japan-Party-Service im früheren Hörgeräte-Laden nebenan. Wie das Turm-Bistro mit dem ausgehängten Versprechen auf "Wahrscheinlich the best Flammkuchen in Town" .

Es bleibt nicht anderes, als mit Schuhverkäufer, Buchhändlerinnen, Sushi-Köchen, zu hoffen: "Wir sind zuversichtlich, dass es hier richtig gut wird."

Donnerstag, 6. September 2007

Innenstadt - Anzeichen für einen Aufschwung

Von Matthias Alexander

6. September 2007, FAZ
Die Stadtverordneten im Planungsausschuss waren mit ihrem Urteil schnell bei der Hand. Auf Geheiß von Planungsdezernent Edwin Schwarz (CDU) musste der Investor Andreas Lyson Ende August erste, noch unfertige Ansichten von jenem Gebäude präsentieren lassen, das demnächst das baufällige „Kino Royal“ ersetzen soll. Was die Ausschussmitglieder zu sehen bekamen, war außergewöhnlich: Mit einer geschwungenen Glasfront wollen die Architekten vom Büro Schneider + Schumacher an der Schäfergasse einen Akzent setzen, der Passanten von der Haupteinkaufsstraße Zeil in die Nebenlage locken soll.

Sprecher fast aller Fraktionen empörten sich nach einem kurzen Blick auf das Modell, nur die Grünen stemmten sich gegen die Schnellabfertigung des Entwurfs. „Mehr als daneben“ fand die Sozialdemokratin Elke Tafel die Fassade, Jochem Heumann von der CDU fühlte sich an ein Parkhaus erinnert. Und der SPD-Fraktionsvorsitzende Klaus Oesterling mahnte, der Investor solle sich eine Architektur überlegen, die besser in die Umgebung passe.

Heterogenes Erscheinungsbild

Oesterling dürfte schon länger nicht mehr an der Schäfergasse unterwegs gewesen sein. Sonst wüsste er, dass ein Gebäude, das sich hier an der Nachbarschaft orientiert, eine Art Chamäleon sein müsste: Links vom alten Lichtspielhaus steht ein sehr ansehnliches Haus mit Natursteinfassade, das um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert errichtet worden sein dürfte. Rechts davon findet sich ein denkbar schlichter Nachkriegsbau mit Putzfassade. Und gegenüber zieht sich auf gefühlten 200 Metern die braune Kaufhaus-Fassade von Karstadt aus den achtziger Jahren hin.

Die Sehnsucht nach einem geschlossenen Erscheinungsbild, die die Stadtverordneten gerade in der Debatte um die Altstadt ausleben und nun offenbar auf andere Quartiere übertragen wollen – in dem Innenstadt-Areal nördlich der Zeil, das früher als Neustadt bezeichnet wurde, ist sie fehl am Platz. Zu heterogen ist das Erscheinungsbild zwischen Eschenheimer Turm und Konrad-Adenauer-Straße, das sich in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt hat. Einzelne Reste der Vorkriegsbebauung haben sich vor allem an der Alten Gasse erhalten, während an Stephanstraße und Stiftstraße längst Großbauten dominieren.

Statt Investoren zu düpieren, die sich in der lange vernachlässigten Gegend engagieren wollen, sollten die Stadtverordneten die Ansätze für eine Aufwertung unterstützen. Denn es tut sich etwas: Besonders augenfällig ist es im Fall der Baustelle von „Frankfurt Hoch Vier“. Noch wird die Brache, die nach dem Abriss des „Rundschau“-Hauses an der Ecke von Großer Eschenheimer Straße und Stiftstraße entstanden ist, für die Baustellenlogistik des Riesenkomplexes benötigt. Doch längst sitzen Berliner Architekten an den Entwürfen für einen achtgeschossigen Neubau, der bis 2010 fertiggestellt werden soll. Im Erdgeschoss und im ersten Stock werden Läden unterkommen, darüber Büros und einige Wohnungen.

Abriss des Turm-Kinos

Die Stadt trägt sich mit dem Gedanken, in der Nähe weitere Hochhäuser zu genehmigen. Drei Standorte hat Stadtplaner Jochem Jourdan in seinem Entwurf für den neuen Hochhausrahmenplan ins Spiel gebracht. Ein weiteres Hochhaus könnte auf dem verbliebenen Teil des Telekom-Areals an der Stiftstraße gebaut werden; zwei Wohntürme mit bis zu 80 Metern Höhe sollen neben dem schon vorhandenen Hochhaus namens „Skylight“ entstehen.

Es zeichnet sich ab, dass vermutlich fast der gesamte Block mit den Turm-Kinos abgerissen und neu bebaut werden wird. Stefan Majer, planungspolitischer Sprecher der Grünen, will sich dafür stark machen, potentielle Investoren darauf zu verpflichten, auch weiterhin den Betrieb eines Kinos zu ermöglichen, das Filme im englischsprachigen Original zeigt – das Kino sei schließlich ein Fixpunkt für die wichtige angelsächsische Community in Frankfurt, argumentiert er.

Neues Leben in alte Gemäuer will die evangelische Kirche bringen. Die Peterskirche wird derzeit für rund 5,5 Millionen Euro zur „Jugendkulturkirche St. Peter“ umgebaut. Nach der für die Jahreswende geplanten Eröffnung wird das Hauptschiff der Kirche als Veranstaltungsfläche für Konzerte und Partys dienen. Ein Café, Verwaltungs-, Seminar- und Beratungsräume kommen hinzu, dazu auch ein Sakralraum. Der Haupteingang wird von der Bleichstraße nach Süden verlegt: Die Jugendlichen werden also von der Zeil her über den Peterskirchhof mit seinen Grabmälern bedeutender Frankfurter Familien in die Kulturkirche kommen. Auch das wird zu einer Belebung der Stephanstraße beitragen.

Anziehungskraft des Quartiers

An deren östlichem Ende beginnt ein Quartier, das zu den quirligsten in Frankfurt gehört. Die Schwulenszene, die nicht nur in Frankfurt als Pionier bei der Aufwertung vernachlässigter Stadtteile mit großem urbanen Potential fungiert, dominiert mittlerweile mit den einschlägigen Geschäften das Bild rund um den Klaus-Mann-Platz. Auch das NH-Hotel trägt seit einigen Jahren zur Belebung bei. Dass die schwarz-grüne Koalition beschlossen hat, im Zuge der geplanten Neugestaltung der Zeil auch die Große Friedberger Straße aufzuwerten, ist eine weise Entscheidung. Es ist wichtig, die Straßen, die in Nord-Süd-Richtung auf die Zeil stoßen, von ihrer reinen Andienungsfunktion zu befreien, die sie zum Sackgassen-Dasein verurteilt. Das Innenstadtkonzept, das Planungsdezernent Schwarz demnächst präsentieren will, sieht dem Vernehmen nach auch eine Aufwertung der Schäfergasse vor.

Von der gestiegenen Anziehungskraft des Quartiers weiß auch Andreas Lyson zu berichten. Er hat unlängst das Wohn- und Geschäftshaus „Stadt Cassel“ an der Großen Friedberger Straße saniert. Die hochwertig sanierten Wohnungen seien im Nu vermietet gewesen, berichtet Lyson. Das großzügige Ladenlokal samt modernem Hinterhaus hat das Einrichtungshaus Leptien 3 bezogen, im Hinterhof wurde zudem für die Galerie Bärbel Grässlin die Lagerhalle eines Glasbauers umfunktioniert. Es ist ein stimmiges Ensemble entstanden, das die Potentiale auch anderer Blockinnenräume in der Umgegend offenlegt.

Davon haben sich auch die neuen Eigentümer des Helberger-Hauses direkt neben dem Haus „Stadt Cassel“ überzeugen lassen. Die Viterra Development will es nicht nur entkernen und mit einer neuen Fassade versehen, wie Niederlassungsleiter Justus Foerschner mitteilt. Auch der Innenhof soll neu gestaltet werden. Die Chancen, dass sich weitere Immobilienbesitzer zur Aufwertung ihrer Häuser animieren lassen, stehen nicht schlecht. Auch bei Karstadt wird offenbar neu nachgedacht. Es könnte der Durchbruch zum Besseren sein.

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Mittwoch, 22. August 2007

DZ Bank erwägt Bau eines Turms am Platz der Republik

Von Matthias Alexander
22. August 2007 , FAZ
Auszug:
"...Die Fraktionen der schwarz-grünen Koalition werden sich in den nächsten Wochen detailliert mit der Frage beschäftigen, welche neuen Hochhausstandorte in Frage kommen. Nach Informationen der F.A.Z. sind die meisten von Jourdan vorschlagenen Projekte noch im Rennen. Als sehr unwahrscheinlich gilt nur, dass auf dem nördlichen Teil des Telekomareals an der Stiftstraße Türme genehmigt werden. Nach allgemeiner Einschätzung wird der „Campanile“ am Hauptbahnhof aufgrund seiner Vorgeschichte voraussichtlich weniger als 100 Meter hoch werden.
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Freitag, 20. Juli 2007

Innenstadt - Büros, Wohnungen und Geschäfte

Das Gebäude im Modell, im Hintergrund "Frankfurt Hoch Vier"
Von Tobias Rösmann
20. Juli 2007, FAZ
Auf dem Gelände des ehemaligen Hauses der „Frankfurter Rundschau“ wird ein fünf- bis achtstöckiges Gebäude mit 16 000 Quadratmetern Bürofläche und rund 9000 Quadratmetern für Einzelhandel entstehen; hinzu kommen etwa 35 Wohneinheiten. Baubeginn auf dem Areal am Eschenheimer Tor zwischen Großer Eschenheimer Straße und Stiftstraße soll „spätestens 2009“ sein, die Übergabe ist für 2010 geplant.

Dies berichtete Michael Flesch, Geschäftsführer des Immobilienentwicklers Bouwfonds MAB Development, bei einer Baustellenbesichtigung des Projekts „Frankfurt Hoch Vier“. Dabei entstehen an der Zeil ein Hotel- und ein Büroturm sowie eine große Einkaufspassage.

Eröffnung von „Frankfurt Hoch Vier“ im Februar 2009

Der neue Gebäudekomplex auf dem ehemaligen „Rundschau“-Areal, der vom Berliner Architektenbüro Langhof geplant wird, soll aus zwei Teilen bestehen. In dem niedrigeren Teil sollen Wohnungen errichtet werden; diese lägen dann neben dem Palais Thurn und Taxis, das an der Großen Eschenheimer Straße wiederentstehen soll. Für den zweiten, höhergeschossigen Teil entlang der Stiftstraße sind Büros geplant. Im Erdgeschoss und im ersten Stock beider Teile sollen Einzelhändler einziehen. Wann genau mit dem Bau des Komplexes begonnen wird, hängt davon ab, wann „Frankfurt Hoch Vier“ fertig ist: Derzeit wird das Grundstück als Rangier- und Lagerfläche für die Großbaustelle benötigt.

Über den Zeitpunkt der Eröffnung der Einkaufspassage hatte es zuletzt Diskussionen gegeben. Ursprünglich hieß es, sie solle am 10. September 2008 eröffnet werden. Dann hatte Projektentwickler Bouwfonds unverbindlicher von Herbst 2008 gesprochen. Zuletzt hatte es geheißen, die Eröffnung verschiebe sich auf Februar 2009.

Flesch, seit Januar neuer Geschäftsführer der Bouwfonds MAB Development, äußerte sich dazu nicht eindeutig. Einerseits sagte er, es gebe „derzeit keine Verzögerung“ und die Bauarbeiten liefen „sehr gut“; andererseits berichtete er von Gesprächen mit der Stadt, die in den nächsten Wochen noch zu führen seien. Erst danach werde er einen endgültigen Eröffnungstermin nennen.

Gastronomie im Palais Thurn und Taxis

Flesch bezeichnete es als „Idealsituation“, wenn die Arbeiten am Projekt „Frankfurt Hoch Vier“ mit dem Abschluss der Arbeiten zur Umgestaltung der Zeil „synchron abgestimmt“ und dann „synchron fertig“ würden. Das würde eine Verschiebung bis zum Frühjahr bestätigen, denn seit kurzem steht fest, dass sich auch der Zeilumbau verzögern wird. Zumindest der Abschnitt zwischen Hauptwache und Konstablerwache wird nicht – wie ursprünglich geplant – im Herbst 2008 fertig sein, sondern später.

Flesch, der mit Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) und Verkehrsdezernent Lutz Sikorski (Die Grünen) die Baustelle besichtigte, sprach ferner über die Auslastung der Flächen von „Frankfurt Hoch Vier“. So seien für die Einkaufspassage 45 Prozent der Fläche vergeben; bis September würden es 60 Prozent sein. Im Büroturm dagegen seien 25 bis 30 Prozent der Flächen vermietet. Bei der Suche nach einem Betreiber des Hotels sei man zudem „relativ weit“, sagte er.

Für das Palais Thurn und Taxis, ein spätbarockes Gebäude, das auf dem Gelände an der Großen Eschenheimer Straße wiederentstehen soll, ist das Unternehmen laut Flesch mit drei Betreibern für einen hochwertigen Restaurantbetrieb im Gespräch. Die Gastronomie werde vor allem im Erdgeschoss untergebracht. Außerdem werde es im Palais einen Veranstaltungsraum geben.

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Dienstag, 19. Juni 2007

Hochhäuser am Eschenheimer Turm

VON CLAUS-JÜRGEN GÖPFERT
19.06.07, FR

Die Stunde der Goldgräber

Von "Goldgräber-Stimmung" spricht Alfred Gangel, der Leiter des städtischen Liegenschaftsamtes. Ein Millionen-Poker ist entbrannt um die ersten Flächen für neue Wohn-Hochhäuser in Frankfurt. Die Stadt hat sich viel vorgenommen. "Wir wollen das Konzept der 60er Jahre genau umkehren", sagt Dieter von Lüpke, Leiter des Stadtplanungsamtes. Damals entstanden überall in Deutschland an der Peripherie der Städte Siedlungen mit Wohn-Hochhäusern. "Vertikale Plattenbauten" nennt sie Peter Cachola Schmal, der Direktor des Deutschen Architekturmuseums (DAM) in Frankfurt, heute - und beklagt ihren "schlechten Ruf".

Jetzt will Frankfurt dem Wohn-Hochhaus als Bauform in Deutschland zur Renaissance verhelfen. "Wir wollen neue Wohn-Hochhäuser nicht mehr am Stadtrand, sondern im Zentrum der Stadt", so von Lüpke. Frankfurt müsse Modell für andere Städte sein. Es gelte, "neues, hochwertiges Wohnen in Hochhäusern" zu entwickeln und "die Frankfurter Innenstadt als Wohn-Standort zu stärken". Bald wird Frankfurts Planungsdezernent Edwin Schwarz (CDU) die Vorlage für den neuen Hochhaus-Rahmenplan der Stadt präsentieren, an dem das Team um von Lüpke arbeitet. Dieser Plan wird den ersten Standort für zwei neue Wohn-Hochhäuser in der City ausweisen: die etwa 3600 Quadratmeter großen Grundstücke Stiftstraße 32, Katzenpforte 3 und Bleichstraße 55-57 nahe des Eschenheimer Turms. Sie gehören der Stadt.

In die Projektentwicklung einbezogen werden können die angrenzenden Areale Stiftstraße 36 und Große Eschenheimer Straße 20, die in Privatbesitz sind. Auf der Fläche steht auch das traditionsreiche Kino-Zentrum Turmpalast, 1929 als "Ufa-Palast Groß-Frankfurt" eröffnet. Die privaten Eigentümer, sagt Gangel, verhandelten bereits mit Projektentwicklern: "Die wollen viel Geld für ihre Häuser und den Abriss."

Das gelte insbesondere für das Haus Stiftstraße 36. Einen ganz besonderen Ort von historischer Bedeutung: In diesem Nachkriegsbau lebte in den 50er Jahren die Luxus-Prostituierte Rosemarie Nitribitt: Dort soll sie ihre Freier empfangen haben, dort wurde sie am 1. November 1957 ermordet aufgefunden. "Der Hausbesitzer glaubt, dass allein wegen der Nitribitt das Gebäude doppelt so viel wert ist", so Gangel.

Einer der Hausbesitzer ist Gerd Rieche, Sprecher einer Wiesbadener Beteiligungs-Gesellschaft. Ihr gehört der Turmpalast und ein weiteres Grundstück. Rieche hat den Hochhaus-Rahmenplan als "sensationell" begrüßt und seine Teilnahme an der Projektentwicklung angekündigt. Die Stadt und der Immobilien-Fachmann haben jetzt Gespräche geführt. Der Zwischenstand: Rieche soll eine Einigung mit den anderen privaten Besitzern herbeiführen.

Dann will Gangel einen privaten Projektentwickler auch für die städtischen Flächen auswählen: "Die geben sich bei mir die Klinke in die Hand." Rieche habe seine Bereitschaft bekräftigt, den 2010 endenden Mietvertrag für den Turmpalast nicht zu erneuern - damit ist der Weg für den Abriss frei.

Im Interview mit der FR berichtet DAM-Direktor Schmal von internationalen Investoren, die ihn wegen geeigneter Grundstücke für Wohn-Hochhäuser in der Innenstadt angesprochen haben: "Sie haben uns darauf aufmerksam gemacht, dass es eine Klientel gibt aus Südkorea, Japan, Hongkong, Singapur, die sehr gerne eine Zweit-Wohnung in Europa besäße." Die Frankfurter City würde "genau diesen Anspruch erfüllen".

Freitag, 16. März 2007

Turm-Palast soll zwei Wohnhochhäusern weichen

16.03.07, FR
Am Eschenheimer Tor werden nur noch bis 2010 Filme gezeigt / Stadt will das Grundstück schon lange vermarkten

Die Tage des Kino-Zentrums Turm-Palast am Eschenheimer Tor sind gezählt. 2010 will der Gebäude-Besitzer den Kino-Betrieb beenden und sich an der Entwicklung von zwei Wohnhochhäusern auf dem Areal beteiligen. Diese Türme sieht der neue Hochhaus-Rahmenplan vor.

Frankfurt - Gert Rieche ist als Immobilien-Fachmann und Hausbesitzer ein eher nüchterner Mensch. Und doch entfährt ihm das Wort "sensationell" angesichts der jüngsten Entwicklung. Der neue Hochhaus-Rahmenplan der Stadt Frankfurt, der jetzt intern der schwarz-grünen Römer-Koalition vorgestellt wurde, sieht vor, dass auf dem Grundstück des Kino-Zentrums Turm-Palast am Eschenheimer Turm zwei Wohnhochhäuser entstehen sollen. Was viele Kinoliebhaber in Frankfurt bedauern werden, ist für Rieche eine gute Nachricht: "Diese Projektentwicklung ist vernünftig - wir werden uns in jedem Fall daran beteiligen."

Rieche ist Sprecher einer Wiesbadener Beteiligungs-Gesellschaft, der das Gebäude aus den 50er Jahren gehört. Das Grundstück ist im Besitz der Stadt Frankfurt. Der Leiter des städtischen Liegenschaftsamtes, Alfred Gangel, drang darauf, dass die Flächen Hochhaus-Standort im neuen Hochhaus-Rahmenplan der Stadt werden. "Wir wollen diese Grundstücke schon länger vermarkten", sagt Gangel und bedankt sich ausdrücklich bei Planer Jochem Jourdan, dem Autoren des Hochhaus-Rahmenplanes.

Insgesamt sind drei städtische Flächen für Hochhäuser vorgesehen: Stiftstraße 32, Katzenpforte 3 und Bleichstraße 55-57. Insgesamt hält die Stadt laut Gangel hier rund 3600 Quadratmeter Fläche.

Außerdem könnten die benachbarten Grundstücke Stiftstraße 36 und Große Eschenheimer Straße 20 in die Projektentwicklung einbezogen werden, die anderen privaten Eigentümern gehören. Rieche besitzt bis zum Jahre 2010 einen Mietvertrag mit der Lübecker Kieft-Gruppe über das Kino-Zentrum. Den Vertrag will er auslaufen lassen.

Die städtische Bauaufsicht will so lange auch den Kino-Betrieb noch dulden, freilich nur, wenn der Eigentümer die bereits begonnene Sanierung fortsetzt, die der Sicherheit und dem Brandschutz dient. Rieche hat hier nach eigenen Worten bereits eine hohe sechsstellige Summe investiert.

Bau- und Wohnungsdezernent Franz Zimmermann (FDP) nannte im Gespräch mit der FR den Bau der Wohnhochhäuser sinnvoll. "Es ist erstaunlich, dass Menschen immer weniger Scheu haben, in Hochhäusern zu wohnen. Dass wir Wohnhochhäuser in der Innenstadt bauen, halte ich für richtig", sagte Zimmermann.

Der FDP-Politiker bekennt sich zu dem Motto: " Menschen rein in die Innenstadt! "Es brauche in der City Leben auch nach Geschäftsschluss." Die Frankfurter Innenstadt sei sehr attraktiv und werde durch das neue Zeil-Einkaufszentrum noch attraktiver werden.

Eröffnung als "Ufa-Palast"


Das Kino-Zentrum am Eschenheimer Turm besitzt eine lange Tradition. 1929 war dort der "Ufa-Palast Groß-Frankfurt" eröffnet worden. Er wurde bei einem Bombenangriffen der Alliierten zerstört. Am 30. März 1950 wurde der neue Turm-Palast eröffnet. Der letzte Umbau des Gebäudes nach dem Entwurf der Architekten Schlempp, Hebebrand und Schweitzer erfolgte Anfang der 80er Jahre. Es kamen damals fünf Kinosäle hinzu.

Der Turm-Palast zeigt heute Originalversionen englischsprachiger und andere fremdsprachiger Filme. Der Kinokomplex Er war bis zum Jahre 2004 auch Veranstaltungsort für das "Fantasy-Filmfest" in Frankfurt, das danach ins Metropolis verlegt wurde. Claus-Jürgen Göpfert

Quelle: Frankfurter Rundschau, 16.03.07